Diese Computergrafik zeigt, wie sich die RiMO Germany GmbH ab dem kommenden Jahr an der Amerikastraße präsentiert: Links die Produktionshalle mit dem dreieckigen Verwaltungstrakt. Rechts die rund 400 Meter lange Kart-Bahn, deren genauer Verlauf sich in den kommenden Monaten noch ändern könnte. Im Hintergrund in Gelb die Gastronomie, die auch für private oder Firmenfeiern gemietet werden kann – mit Nutzung der Kart-Bahn natürlich. |
DEILINGHOFEN/SUNDERN.
Mit der RiMO Germany GmbH siedelt sich der Weltmarktführer bei der Produktion vom Elektro-Karts in Deilinghofen an.
Mit der RiMO Germany GmbH siedelt sich der Weltmarktführer bei der Produktion vom Elektro-Karts in Deilinghofen an.
Das 15.000 Quadratmeter große Gelände an der Amerikastraße ist planiert und geschottert. Alles ist bereit für die wohl spektakulärste Firmenansiedlung der zurückliegenden Jahre in Hemer. Schon im März werden in Deilinghofen Menschen und Maschinen anrücken und eine 4000 Quadratmeter große Produktionshalle mit zusätzlichem Verwaltungstrakt bauen. Parallel entsteht auf weiteren 5000 Quadratmetern eine Kartbahn inklusive eines Bistro-Gebäudes. Mit dem Umzug der RiMO Germany GmbH von Sundern nach Deilinghofen gewinnt Hemer nicht nur einen weiteren Weltmarktführer, sondern auch eine Freizeitattraktion erster Güte. RiMO wird nämlich nicht nur Karts in Deilinghofen bauen, sondern diese auch auf einer mit allem Drum und Dran ausgestatteten Bahn testen. Und diese Bahn kann zu bestimmten Zeiten von jedermann genutzt werden. Abgerundet wird das Ganze von einem Bistro an der Bahn, das ebenfalls als öffentlicher Gastronomiebetrieb konzipiert ist. Peter Bertram in einem der RiMO-Karts, die er nicht nur produziert, sonder auch selbst mit Begeisterung fährt. Foto: Reinhard Köster Geschäftsführer und Inhaber der RiMO Germany GmbH ist der 53-jährige Ingenieur Peter Bertram. Der hat den neuen Standort seiner Firma quasi beim Radfahren gefunden. Der gebürtige Iserlohner wohnt nämlich seit 25 Jahren in Hemer, zunächst in Westig und seit sieben Jahren in Deilinghofen. Nachdem der bisherige Produktionsstandort in Sundern längst zu klein geworden, eine Expansion dort nicht möglich ist und die Stadt Sundern keine andere Gewerbefläche anbieten kann, hatte Bertram irgendwann, als er mit dem Rad auf dem ehemaligen Truppenübungsgelände unterwegs war, die Idee: Warum verlegen wir das Unternehmen nicht hierher? Er nahm Kontakt zur Stadt Hemer auf, die vermittelte ihn an den Gewerbepark Deilinghofen, und mit dessen Geschäftsführer Bernhard Camminadi wurde Peter Bertram schnell handelseinig. Noch heute ist er begeistert, wie unbürokratisch das ganze Verfahren von Hemeraner Seite behandelt worden ist. Die Firma RiMO war 1963 von den Herren Richter und Mohn als Kettenfabrik gegründet worden. Statt Ketten wurden aber schon bald Transportgeräte hergestellt, von einfachen Schubkarren über Rollcontainer bis hin zu jenen Gitterboxen auf Rädern, in denen Waren in Supermärkten zu den Regalen gebracht werden. Seit in den 70er Jahren Discount- und Verbrauchermärkte überall wie Pilze aus dem Boden schossen, boomte auch die Firma RiMO. AUSGEREIFTE TECHNIK STATT PURER MASSE 1993 stieß der frischgebackene Ingenieur Peter Bertram zur Firma – zunächst nur als Aushilfskraft. „Das erste was ich machen musste, war mit einer Spitzhacke einen Drainage-Graben ziehen“, erinnert sich Bertram an seinen ersten Arbeitstag. Bald stellte sich heraus, dass der junge Mann aus Iserlohn, der vor dem Studium eine Lehre zum Maschinenschlosser absolviert hatte, eine Menge mehr drauf hatte. Bertram wurde fest eingestellt. Als die Chefs in den Neunzigern sinnierten, welche neuen Produkte ins Portfolio aufgenommen werden könnten, war Bertram in diese Gedankenspiele bereits unmittelbar einbezogen. Irgendwann fiel dann das Wort Gokart – und eine wahre Erfolgsgeschichte nahm ihren Lauf. Schon bei den Transportgeräten galt das Prinzip, technisch möglichst ausgereifte Geräte zu konzipieren. Bei den Karts taten sich für Peter Bertram und die übrigen Entwickler enorme Möglichkeiten für Verbesserungen und Innovationen auf. Anfangs wurden in Sundern nur einzelne Komponenten hergestellt, die ein Hauptabnehmer zu Karts endmontierte. | „Wir haben damals erkannt, dass wir das eigentlich selbst viel besser könnten und haben angefangen, komplette Karts zu bauen und diese immer weiter zu verbessern“, erzählt Peter Bertram. Verbaut wurden nur beste Materialien, so ein speziell für RiMO hergestelltes Edelstahlrohr, dass hohe Festigkeit mit erstaunlicher Flexibilität verbindet. Aus diesem Rohr wird von hochqualifierten Mitarbeitern das gesamte „Skelett“ der Karts zusammengeschweißt. Aber auch die anderen Komponenten sind von der RiMO-Entwicklungsabteilung durchdacht an die Bedürfnisse angepasst und auf höchste Leistungsfähigkeit ausgerichtet. Nebenbei wurde die Kart-Produktion in eine separate Firma ausgelagert, die Peter Bertram schließlich kaufte. Die ersten Karts wurden ausschließlich mit Benzin angetrieben, mit gewöhnlichen Industriemotoren wie sie auch beispielsweise in Rasenmähern oder Notstromaggregaten verwendet werden. Als Alternative zum Benzin kamen später auch mit Autogas betriebene Karts dazu. Endgültig in die Weltspitze sollte RiMO aber die Entscheidung katapultieren, auch einen elektrischen Antrieb für Karts zu entwickeln. „Wir sind anfangs ziemlich belächelt worden für diese Idee – sowohl von Mitbewerbern als auch von der Kundschaft“, erinnert sich Peter Bertram. Heute lacht niemand mehr, denn von den rund 1000 Karts, die jährlich in Sundern gebaut werden, haben bereits 40 Prozent einen Elektromotor. Tendenz steigend. Laut Peter Bertram ist ein komplett ausgestattetes E-Kart mit rund 12.000 Euro zwar doppelt so teuer wie ein herkömmlich betriebenes, glänzt aber mit deutlich besseren Fahrleistungen, was Drehmoment und Beschleunigung angeht sowie mit einer deutlich erhöhten Lebensdauer. „Allein die Vibrationen eines Benzinmotors setzen dem Kart auf Dauer zu. Die fallen beim Elektromotor weg“, so Peter Bertram. Ein weiteres Riesenpfund, mit dem die E-Karts wuchern, ist ihre Emissionsfreiheit. Kart-Hallen, in denen Benzin- oder Gasmotoren verwendet werden, müssen aufwendig entlüftet werden. Die Kosten für eine solche Entlüftungsanlage liegen schnell im sechsstelligen Bereich, die ebenfalls hohen Betriebskosten gar nicht eingerechnet. Und mit den Abgasen wird auch die Wärme aus den Hallen abgesaugt. Das bedeutet, im Winter sind sie meistens lausekalt. Kein Wunder, also dass die E-Karts für die Hallenbetreiber trotz der höheren Anschaffungskosten wirtschaftlich lukrativ sind. Mittlerweile gibt es sogar schon auf zwei Kreuzfahrtschiffen schon Kart-Bahnen, die komplett von RiMO Germany geplant und mit allen Bestandteilen von den Leitplanken bis zu den E-Karts selbst ausgestattet worden sind. Ein drittes Schiff ist gerade im Bau. Und in China hat RiMO über ihre Verkaufsniederlassung in Peking eine Eis-Kartbahn verwirklicht. Dort drehen die elektrischen Flitzer auf Spike-Reifen ihre Runden. BELEGSCHAFT WIRD SICH MEHR ALS VERDOPPELN In Sundern beschäftigt Peter Bertram derzeit ein 40-köpfiges Team. Der neue Betrieb in Deilinghofen ist auf 100 Leute ausgerichtet. Und diese Mitarbeiterzahl soll schon bald nach der Produktionsaufnahme an der Amerikastraße, die für das Jahresende 2019 geplant ist, erreicht werden. Vor dem vielfach beklagten Fachkräftemangel ist dem Geschäftsführer nicht bange: „Wir werden die Leute, die wir brauchen, ganz schnell finden“, ist er sich sicher. „Das liege einfach an unserem Produkt, mit dem alle unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schon jetzt hundertprozentig identifizieren.“ Karts sind eben Emotion und Spaß pur. Für jeden, der sich in ein solches Gefährt hineinsetzt, und für jeden, der an Entwicklung und Bau beteiligt ist. Bericht von: Reinhard Köster vom 24.01.2019 |